„Angel‘s
Egg“ ist im Jahre 1985 erschienen und damit drei Jahre nach „The Last Unicorn“.
Die zeitliche Nähe dieser Animefilme lässt sich meiner Meinung nach gut an den
Gesichtsanimationen erkennen, obwohl ich darin kein Experte bin. Die Schöpfer
hinter diesem Film waren der spätere „Ghost in the Shell“ Regisseur Mamoru
Oshii und der Künstler Yoshitaka Amano.
Originaltitel: Tenshi no Tamago
Regisseur: Mamoru
Oshii
Erscheinungsjahr: 1985
Laufzeit: 71 Minuten
Die Handlung
ließe sich sehr schnell zusammenfassen, da ich allerdings nicht schon zu viel
verraten will, wird der Abriss dieses Mal extra kurz ausfallen. Das namenlose
kleine Mädchen mit den weißen Haaren ist die Hauptfigur des Filmes. Sie lebt
allein in einer postapokalyptisch anmutenden Welt und trägt dabei das
namensgebende Ei, dessen Beschützerin sie ist, unter ihrem Kleid mit sich
herum. In einer verlassenen Stadt begegnet sie einem Wanderer mit weißen
Haaren, der ihr nun zu folgen beginnt.
Das viel
Entscheidendere ist allerding die visuelle Ebene des Animefilmes, die groteske
Schönheit seiner Bilder. Die dominierenden Farben im Szenenbild von „Angel‘s
Egg“ sind Blau und Schwarz. Die Atmosphäre ist düster, die Geräusche auf ein
Minimum beschränkt, im ersten Drittel hört man fast ausschließlich das Gurgeln
von Wasser aus Quellen, Brunnen und kleinen Teichen. Diese sehr melancholisch
und teilweise surreal wirkende Welt trägt einen großen Teil der Wirkung, die
der Film auf mich hatte. Sie wird untermalt von orchestraler, stellenweise
hypnotisch anschwellender Musik. Dialoge gibt es nur wenige und die geben
größtenteils mehr Rätsel auf, als das sie zur Klärung beitragen würden.
Das bringt
mich zum zentralen Punkt meiner kurzen Filmvorstellung. Angel‘s Egg ist eine
große Allegorie, die vom Zuschauer entschlüsselt werden möchte. Es wird zwar
auch eine Geschichte erzählt, aber die ist eigentlich nur ein Mittel, um die stark
jüdisch/christlich geprägte Symbolik zu entfalten. Die Bedeutung der Ereignisse
bleibt offen für Interpretationen und ob man „Angel‘s Egg“ etwas abgewinnen,
kann hängt sehr davon ab, wie man zu dieser Art von Filmen steht. Ich mag es,
wenn eine Geschichte mir Raum für meine eigene Deutung lässt und nicht alle
ihre Mysterien selbst enthüllt, natürlich gibt es auch dabei bessere und
schlechtere Beispiele, dieses hier ist eines der besseren aus meiner Sicht.
Ein
vergleichbarer Film, an den ich dabei oft denken musste ist etwa „Valhalla
Rising“ von Nicolas Winding Refn, der ebenfalls mit wenigen Dialogen und sehr
reduzierter Handlung eine meditative Stimmung transportiert (inklusive der
religiös/spirituellen Untertöne).
Ich habe mich dagegen entschieden hieraus einen
Interpretationsversuch zu machen (folgt möglicherweise in der Zukunft), es geht
mir eher darum ihn einmal vorgestellt zu haben und vielleicht ist ja der eine
oder andere neugierig geworden. Man sollte ihn sich meiner Meinung nach am besten
alleine und nachts ansehen.
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